Gesundheit

Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft warnt vor unkontrollierter Anwendung großer Mengen von Vitamin D3

Pillen mit durchsichtiger Hülle.
Bild: PublicDomainPictures/Pixabay

Anlässlich eines aktuellen Falls einer Vitamin-D3-Überdosierung im Rahmen des Coimbra-Protokolls warnt die die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) erneut vor der Anwendung von hochdosiertem Vitamin D3 ohne wissenschaftlich belegte Indikation und ohne ärztliche Begleitung.

Der AkdÄ wurde erneut ein Fall einer Vitamin-D3-Überdosierung nach Anwendung einer exzessiven Dosierung gemeldet: Ein 65-jähriger Patient hatte über ein halbes Jahr 60.000 IE Vitamin D3 pro Tag zur Behandlung einer Multiplen Sklerose eingenommen und dann ein akutes Nierenversagen bei Hyperkalziämie entwickelt. Verschiedene andere Ursachen wurden ausgeschlossen. Als Begleiterkrankung bestand eine arterielle Hypertonie, die mit Candesartan behandelt wurde. Nach Absetzen von Vitamin D3 und entsprechender Behandlung erholte sich der Patient vollständig.

Bereits in der Vergangenheit warnte die AkdÄ wiederholt vor den Risiken einer unkontrollierten Anwendung großer Mengen von Vitamin D3 über einen längeren Zeitraum. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) nennt als Schätzwert für eine angemessene Vitamin-D-Zufuhr bei fehlender endogener Synthese bei Erwachsenen 800 IE/d. Die Europäische Lebensmittelbehörde hat als sichere Obergrenze 4000 IE/d für Heranwachsende und Erwachsene festgelegt. Basierend auf neuen Studien sind keine gesundheitlichen Risiken bei gelegentlicher Einnahme in dieser Höhe zu erwarten. Hochdosierte Vitamin-D3-haltige Präparate sollten nur bei einer vorliegenden Indikation unter ärztlicher Aufsicht angewendet werden. Werden längerfristig höhere Dosierungen angewendet, kann eine Hypervitaminose mit Hyperkalziämie resultieren. Wegen der langen Halbwertszeit von Vitamin D können die Nebenwirkungen auch nach Absetzen noch lange andauern.

Im vorliegenden Fall wurde das hochdosierte Vitamin D3 im Rahmen des sogenannten „Coimbra-Protokolls“ zur Behandlung von Multipler Sklerose angewendet. Dabei handelt es sich um einen wissenschaftlich nicht belegten Therapieansatz, bei dem neben weiteren Nahrungsergänzungsmitteln und Stressprävention teilweise exzessive Mengen von Vitamin D3 bei Autoimmunerkrankungen angewendet werden. Theoretischer Hintergrund ist eine angenommene „individuelle Vitamin-D-Resistenz“, die durch Anwendung hoher Dosen von Vitamin D3 überwunden werden soll. Dem aktuellen Stand der wissenschaftlichen Erkenntnis entsprechende Studien, die die Wirksamkeit und insbesondere die Sicherheit von hochdosiertem Vitamin D3 bei Multipler Sklerose belegen, liegen bislang nicht vor.

Da Wirksamkeit und Sicherheit des Coimbra-Protokolls nicht belegt sind und die Anwendung von hochdosiertem Vitamin D3 nicht im Rahmen einer klinischen Studie erfolgt und potenziell gefährlich ist, rät die AkdÄ von dieser Behandlung ab. Grundsätzlich sollte Vitamin D3 ohne wissenschaftlich belegte Indikation und ohne ärztliche Begleitung nicht in hoher Dosierung angewendet werden.

Quelle: Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft: Vitamin D3-Überdosierung nach Anwendung exzessiver Dosen im Rahmen des Coimbra-Protokolls, Drug Safety Mail 2023-48, 12. Oktober 2023

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